der rote salon

Jägerin der Nacht [Dark Days]

Autorin: Jocelynn Drake

Reihenfolge Deutsch:
1. Nightwalker
2. Dayhunter
3. Dawnbreaker (ab 12/2010)
Reihenfolge Englisch:
Novella: The Dead, The Damned, And the Fortgotten [in: "Unbound"]
1. Nightwalker
2. Dayhunter
3. Dawnbreaker
4. Pray for Dawn (ab 07/2010)
5. Wait for Dusk (ab 08/2010)


Jocelynn Drake: Nightwalker - Jägerin der Nacht [Dark Days] 1

Deutsche Ausgabe:
Autor: Jocelynn Drake
Titel: Nightwalker
Verlag: Lyx
Jahr: 2009
Seiten: 400
ISBN: 3802582519
Verfügbarkeit: normal
Preis: 9,95€
Englische Ausgabe:
Autor: Jocelynn Drake
Titel: Nightwalker
Verlag: Eos
Jahr: 2008
Seiten: 384
ISBN: 0061542776
Verfügbarkeit: normal
Preis: ca. 6,00€

Hinweis: Inhaltsangabe und Rezension beziehen sich auf die deutsche Übersetzung.

Inhalt:
Mira ist eine Nachtwandlerin, eine Vampirin, und genießt einem gefährlichen Ruf: Als einzige ihres Volkes beherrscht sie die Macht des Feuers. Trotzdem weiß sie, dass es sie das Leben kosten kann, als sie eines Nachts Danaus begegnet, einem Vampirjäger, der schon weit Mächtigere als sie getötet hat. Doch Danaus trachtet ihr gar nicht nach ihrem untoten Leben, er will sie warnen: Die Naturi, ein grausames Volk, das vor Jahrhunderten in eine andere Welt verbannt wurde, planen ihre Rückkehr, um sämtliche Menschen, Nachtwandler und Lykaner zu töten oder zu versklaven. Schnell begreift Mira, dass sie keine andere Wahl hat, als den Feind zum Verbündeten zu machen und Danaus zu vertrauen...

Kommentar:
Bücher wie dieses sind der Grund, warum mir langsam die Lust vergeht, neue „Urban Fantasy“-Autoren auszutesten. Man hat langsam das Gefühl, dass die Verlage einfach alles veröffentlichen, was dem aktuellen Trend entspricht, egal wie unausgereift es auch sein mag.
Dabei beginnt „Nightwalker“ gar nicht einmal so übel. Der Einstieg fällt leicht und für beinahe 100 Seiten hatte mich das Buch genug gefesselt, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen wollte. Aber je weiter ich kam, desto mehr schwand mein Interesse und schließlich musste ich mich zwingen, es überhaupt zu Ende zu lesen.
J. Drake macht den Fehler ihre Heldin ständig extrem cool und tough wirken lassen zu wollen und vergisst dabei, ihr eine glaubwürdige Persönlichkeit zu verpassen. Das ist umso verheerender, als dass Mina ja die Ich-Erzählerin der Geschichte ist, man also große Teile ihres Innenlebens miterleben kann. Zwar hat Mina schon sechs Jahrhunderte auf dem Buckel und einige traumatische Erlebnisse hinter sich, aber ihre Erzählstimme ist nicht die einer erwachsenen Frau mit Lebenserfahrung. Tatsächlich wirken ihre Wortwahl und ihre Art die Dinge zu betrachten und sich auszudrücken, als wäre sie gerade so aus dem Teenageralter heraus. Oft beschreibt sie, wie elegant ihre Bewegungen oder wie unbewegt ihre Miene ist. Das sind Dinge, die ein Außenstehender beobachten kann, aber wenn eine Ich-Erzählerin das berichtet, klingt es ein wenig angeberisch. Das macht Mina nicht gerade sympathischer.
Generell lässt die Autorin keine Gelegenheit aus, zu verdeutlichen, wie besonders Mina doch ist. Jeder will sie, jeder bewundert/fürchtet ihre Fähigkeiten, aus jedem auch noch so ungleichen Kampf geht sie lebend und als Siegerin hervor, gleichzeitig ist sie aber auch die einsame Rebellin mit vielen Feinden. Ein Charakter, wie Teenager ihn entwerfen, aber nichts, was ich im Roman einer erwachsenen Frau finden möchte.
Das Schlimmste ist eigentlich der „Marionetteneffekt“, der irgendwann eintritt: Die Figuren verhalten sich nicht glaubhaft und natürlich, sondern genau so, wie die Autorin es gerade braucht, oder so, wie es am besten wirkt. So bricht Mina zwischenzeitlich fast wie auf Knopfdruck in Tränen aufgelöst zusammen, weil sie an ihre (das ganze Buch über allgegenwärtige) Vergangenheit erinnert wird, dann wieder ist sie in brenzligen Situationen völlig cool und gefasst. Der Autorin war die äußerliche Wirkung wohl wichtiger als ein überzeugendes Innenleben. Irgendwann hat man fast das Gefühl, eine schlechte Theateraufführung mit miesen Dialogen zu verfolgen. Schade, denn einige der Figuren, wie zum Beispiel Danaus, hätten durchaus interessant sein können.

Manchmal kann so etwas nur noch ein gutes Weltenkonzept und eine spannende Story retten. Bei „Nightwalker“ sind beide Dinge allenfalls in Ordnung. Viele Ideen sind nicht neu und zig Mal verwurstet worden. Sieht man genau hin, wird klar, dass auch Anne Rice eines der Vorbilder beim Weltenbau war. Und es wird auch nicht origineller, wenn man die Vampire Nightwalker und die Sidhe Naturi nennt (die Lyx im Klappentext mal wieder kurzerhand in Elfen verwandelt, obwohl dieses Wort im ganzen Buch nicht einmal fällt). Der Plot ist im Wesentlichen eine Aufeinanderfolge von Scharmützeln. Mal mit den bösen Naturi, mal mit irgendwelchen alten Vampirbekannten. Kein Wunder, wenn man da irgendwann das Interesse verliert. Die Story an sich ist durchwachsen, nicht immer logisch kann aber immerhin mit einem überraschenden Finale aufwarten. Ein besserer Autor hätte aus dem Stoff vielleicht ein ganz gutes Buch (mit mindestens 100 Seiten weniger!) gemacht, aber so wie es ist, kann ich keine Empfehlung geben und Band 2 findet seinen Weg ganz sicher nicht in meine Regale.

Wertung:

rezensiert von Pandora (01/2010)



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