der rote salon

Unsterblich wie die Nacht

Autorin: Mina Hepsen

Deutsche Ausgabe:
Autor: Mina Hepsen
Verlag: Goldmann
Jahr: 2008
Seiten: 400
ISBN: 3442469171
Verfügbarkeit: erscheint 12/08
Preis: 8,95 €
Englische Ausgabe:
Titel: Under the Blood Red Moon
Verlag: Avon
Jahr: 2008
Seiten: 336
ISBN: 0061373257
Verfügbarkeit: normal
Preis: ca. 8,00 €

Inhalt:
Die russische Prinzessin Angelica verbringt die Ballsaison mit ihrem Bruder in London. Die junge hübsche Frau würde sich am liebsten den ganzen Tag in der Bibliothek verkriechen und lesen, doch sie muss ihren gesellschaftlichen Pflichten nachkommen. Vor allem, seit sie erfahren hat, dass ihre Familie in finanziellen Schwierigkeiten ist und sie sich dringend darum kümmern muss, einen wohlsituierten Ehemann zu finden. Doch Angelica hat noch ein anderes Problem: Seit frühester Jugend kann sie die Gedanken ihrer Mitmenschen hören. Eher ein Fluch denn ein Segen, denn wer will schon wissen, dass der gepflegte Lord, der einem galant den Hof macht, gerade darüber nachdenkt, wie man wohl im Bett ist?
Da taucht der unglaublich gutaussehende Prinz Alexander auf. Zu Angelicas großem Erstaunen kann er in Gedanken mit ihr kommunizieren. Obwohl sie dem Mann misstraut, lässt sie sich von ihm helfen, ihre Gabe in den Griff zu bekommen. Trotz anfänglicher Skepsis entwickeln sich zwischen den beiden tiefere Gefühle. Doch Alexander darf diesen Emotionen nicht nachgeben. Denn er ist ein Vampir und seine gesamte Rasse ist in einer Gefahr, die er als Clanführer abwenden muss. Ein Vampir tötet entgegen den Gesetzen immer wieder Menschen und lenkt damit die Aufmerksamkeit eines Vampirjägers auf die friedliche Gemeinschaft der Vampire...

Kommentar:
„Unsterblich wie die Nacht" ist kein Vampirroman mit Romanze, sondern typische Romance mit Vampir. Wird man bei der normalen Romance noch immer vom Cover gewarnt, auf dem ein muskulöser Held seine tief dekolletierte Geliebte inmitten einen Farbstrudels aus Rot, Rosé und Violett im Arm hält, setzt die „Paranormal Romance" auf dunkle Farben, melancholische Frauengesichter und kleine Blutrinnsale. Das ändert am Inhalt aber auch nichts. Statt der sonst üblichen Wikinger, Piraten und Highlander, die ihre Seelengefährtin finden, sie lieben und heiraten, sind es hier eben Vampire.
Auch „Unsterblich wie die Nacht" folgt allen Regeln des Genres. Die Heldin ist wunderschön, natürlich sehr belesen und angeblich klug, nervt den Leser aber mit entsetzlich naiven Gedankengängen und der fast noch schlimmeren Angewohnheit ständig aus Klassikern zu zitieren. Dazu kommt der unverschämt gutaussehende Held, der ein bisschen verwegen und gefährlich sein darf. Aber nur ein bisschen. Zwar hat er in 500 Jahren Lebenszeit schon diverse Schlachten geschlagen, aber als er einem fiesen Kinderschänder und seinen kriminellen Kumpan verprügelt, wird ihm übel. Und überhaupt sind die Vampire eigentlich ein recht gutherziger Haufen. Menschen beißen ist verboten, man trinkt nur Tierblut und unsterblich (wie die Nacht) sind sie, obwohl recht langlebig, auch nicht. Sämtliche Vampirmythen wurden angeblich von den Vampiren selbst erfunden und in Umlauf gebracht, um ihre Existenz zu verschleiern. Da sie bei Tageslicht herumlaufen und Knoblauch und Weihwasser nicht scheuen, wird niemand sie verdächtigen tatsächlich Vampire zu sein, so die Überlegung. Was für einige eine interessante Abwandlung sein mag, wirkt auf mich eher wie eine Entschärfung des Vampirthemas, die so weit geht, dass ich mich stellenweise fragte, warum die gute Frau Hepsen eigentlich über Vampire schreiben wollte.
Der Plot des Buches könnte direkt aus dem Romance-Lehrbuch stammen. Eine schöne Frau, ein schöner Mann, anfängliche Abneigung, dann leidenschaftliche Zuneigung, ein oder mehrere fiese Bösewichte, einige Verwicklungen und große Gefahr für die Schöne, aus der die errettet wird, klassisches Happy-End. Dabei nimmt Mina Hepsen fast jedes Klischee und alle typischen Romance-Textbausteine mit. Für mich macht das dieses Buch entsetzlich langweilig, weil ich nach 20 Seiten schon 80% der folgenden Handlung korrekt voraussagen konnte.
Auch schon fast genretypisch ist die Seichtheit und die nachlässige Konstruktion der Geschichte. Mina Hepsen strapazierte meine Nerven gegen Ende schon arg mit all den merkwürdigen Vampirverhaltensregeln, Prophezeiungen, Enthüllungen und Zufällen, die sie aus dem Hut zauberte, um ihre Geschichte vorantreiben und Konflikte in wenigen Sätzen lösen oder heraufbeschwören zu können. So entdeckt die Heldin innerhalb kürzester Zeit, dass sie schwanger ist, weil auf ihrem Bauch ein merkwürdiges Mal aufgetaucht ist und sie zufällig (ohne danach zu suchen) in einem Buch liest, dass Frauen, die von einem Vampir schwanger sind ein solches Mal bekommen. Nett, wenn es zeitlich nicht hinhaut, dass die Heldin merkt, dass sie ein Kind erwartet, dann erfindet man mal eben einen mysteriösen Leberfleck und lässt die Heldin im richtigen Moment über die Information stolpern. Noch uneleganter geht es eigentlich kaum.
Nun könnte ich noch einiges über die unfreiwillig komischen Passagen des Buches sagen, aber eigentlich ist es müßig. Dieses Buch ist definitiv nur etwas für Genrefans. Wer sich bei der (Paranormal) Romance zu Hause fühlt, wer gerne Christine Feehans „Dark"-Romane liest, für den könnte „Unsterblich wie die Nacht" genau der richtige Schmöker für Zwischendurch sein.
Wer bei Zeilen wie „Sie konnte nur noch fühlen, eine Explosion von Gefühlen. Er war so hart, so herrlich hart, überall...ihr Beschützer." am liebsten die Flucht ergreifen würde, dem rate ich definitiv von diesem Buch ab.

Wertung:

rezensiert von Pandora (12/2008)



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