der rote salon

Vollmondkuss

Autorin: Patricia Schröder

Deutsche Ausgabe:
Autor: Patricia Schröder
Titel: Vollmondkuss
Verlag: Fischer
Jahr: 2008
Seiten: 336
ISBN: 3596852471
Verfügbarkeit: normal
Preis: 15,90 €

Inhalt:
Die siebzehnjährige Jolin ist eher einer Außenseiterin. Umso erstaunter ist die In-Clique der Schule, als der unverschämt gut aussehende neue Schüler Rouben sich ausgerechnet neben sie setzt. Aber nicht nur das: Auch sonst sucht er immer wieder ihre Nähe. Doch Rouben hat ein Geheimnis und bald weiß Jolin nicht mehr recht, ob sie ihm überhaupt vertrauen kann. Dabei ist sie gerade dabei, Gefühle für ihn zu entwickeln.

Kommentar:
Die Gute Nachricht vorweg: Dieses Buch ist keine „Twilight"-Kopie, wie man hätte vermuten können. Bis auf die Schule als Schauplatz des Kennenlernens gibt es keinerlei nennenswerte Parallelen.

Patricia Schröder ist im Kinder- und Jugendbuchgenre keine Unbekannte. Nur, dass sie bislang vorwiegend mit Titeln wie „Beste Freundin, Blöde Kuh" und „Drei freche Sardinen" bei zehnjährigen Mädels Erfolge gefeiert hat. Eine Autorin mit so viel Erfahrung kann natürlich schreiben. Das Buch liest sich durchaus flüssig. Aber der Stil und die Wortwahl wollen nicht so recht zu einem Buch für Teenager passen. „Du bist sehr nett", sagt der geheimnisvolle Rouben ganz artig zu Jolin, als wäre er ein kleiner Junge im Sandkasten, dem gerade ein Förmchen geliehen wurde.
Ich hatte im Verlauf des Buches an verschiedenen Stellen immer wieder das Gefühl, dass der Autorin die Anpassung an die jugendliche Zielgruppe nicht ganz gelungen ist. Manchmal wirken die Wendungen steif, oder ein wenig altbacken. Manchmal werden Wörter schlichtweg im falschen Zusammenhang verwendet (wie das Wort „absurd", das auf den ersten Seiten gleich mehrmals in einem unpassenden Kontext auftaucht). Zum Glück stört das den Lesefluss nicht zu schlimm und da das Buch durchaus spannend ist, liest man über den einen oder anderen Schnitzer später einfach hinweg.
Mehr Probleme bereitete mir das schon die Heldin der Geschichte. Der Leser erfährt schon nach wenigen Seiten: Jolin ist ja so ein tolles Mädchen. Alle anderen Mädchen ihrer Klasse interessieren sich nur für so oberflächliche Dinge wie Klamotten, Parties oder Jungs. Alles Mitläufer also, die ihr das Leben schwer machen. Jolin aber lässt die Mode links liegen, engagiert sich gegen soziale Ungerechtigkeiten, will nicht mit dem Strom schwimmen und ist natürlich eine begeisterte und sensible Leserin. Noch schlimmeres schwarz-weiß-Zeichnen wäre einfach nicht möglich gewesen. Es fällt fast schwer, dieses Idealbild einer intelligenten Außenseiterin, das die Autorin hier zu zeichnen versucht, zu mögen. Tatsächlich ist die Jolin, die wir erleben ein ganz normales Mädchen, etwas eigenbrötlerisch, aber keine engagierte Heldin. Warum ihr also diese ganzen pseudopositiven Attribute andichten?
Was ich an dem Buch schätze, ist, dass die Autorin anfangs noch recht geschickt versucht den Leser zu verwirren, ihn im Zweifel lässt, wo nun die Guten oder die Bösen sind. Allerdings entschließt sie sich zu spät, dieses Konstrukt aufzulösen und so werden die Verhaltensweisen der Figuren irgendwann merkwürdig und sind auch nach der Auflösung noch nicht ganz verständlich und erklärbar. Man merkt, die Autorin hatte ein Konzept, aber dieses Konzept funktioniert nicht zu 100%, wurde aber trotzdem stringent durchgezogen. Das geht auch auf Kosten der Romantik. Denn eine wirklich dichte Atmosphäre entsteht zwischen den Protagonisten nie. Und das in einem Buch, in dem die Liebe als stärkste Kraft propagiert wird. So wirken Liebesschwüre und Happy End dann auch einigermaßen aufgesetzt.
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte mich nicht auch gut unterhalten. Aber ich habe dieses Buch eher unzufrieden und ein wenig enttäuscht zugeschlagen. Ein zwei Ideen des Buches haben mir durchaus gut gefallen, andere, wie die maßgeschneiderte Prophezeiung gegen Ende waren mir zu abgedroschen und zurechtkonstruiert. Ein etwas durchwachsener Vampirroman für jugendliche Leser, der zwar auch von Erwachsenen gelesen werden kann, aber vermutlich eher die Zielgruppe ab 13 begeistern wird.

Wertung:

rezensiert von Pandora - 11/2008



Startseite