Inhalt:
Seit Jahrhunderten tragen die verschiedenen Vampirclans ihre Machtkämpfe aus, immer streng verborgen vor den Augen der Menschen. Dass im San Francisco dieser Tage Frieden herrscht, ist vor allem einem Mann zu verdanken: Julien Luna, dem Prinz der Stadt, der die Clans in einem Waffenstillstand vereint. Doch dieser Friede wackelt: Die skrupellosen Brujah sehen sich in ihren zwielichtigen Geschäften behindert und greifen selbst nach dem Thron, ein Polizist versucht die Welt von der Existenz der Vampire zu überzeugen und Julien verliert sein Herz ausgerechnet an eine junge Journalistin...
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Kommentar:
Wann immer davon die Rede ist, dass früher, in den guten alten Zeiten vor „Twilight“ und dem Boom der liebeskranken Teenagervampire, alles besser war, auch die Vampirfernsehserien, dann gräbt irgendwer diese Serie wieder aus. „Der Clan der Vampire“ lief hier Ende der Neunziger mehrmals verschämt und beinahe unbemerkt im Nachtprogramm von RTL2.
Als die Serie 2008 endlich auch in Deutschland auf DVD erschien, kämpfte bei mir lange Nostalgie mit Vernunft, bis ich sie endlich vor einigen Wochen verbilligt aus einer Grabbelkiste buddelte.
„Der Clan der Vampire“ ist, um es kurz zu fassen, eine Art Vampirseifenoper mit einem dem Thema angemessenen Action- und Blutanteil. Von den durchwachsenen schauspielerischen Leistungen, den übertrieben schon fast naiv-komischen Dialogen, den Logiklöchern bis zu den Klischees und Dramen hat sie wirklich alles, was zu einer Soap gehört. Und wie jede Seifenoper ist sie, selbst wenn man während des Sehens mehrmals das Gesicht in den Händen vergraben möchte, unglaublich unterhaltsam. Das alles verwundert auch nicht mehr, wenn man weiß, dass diese Serie von Aaron Spelling, dem König seifenopernhafter Formate wie „Berverly Hills 90210“ stammt.
Mit Hauptdarsteller Mark Frankel hat man einen guten Griff getan. Er gehört definitiv zu den besseren Schauspielern des Casts und hat ein gewisses Charisma, so dass man ihm den Vampirprinz gut abnehmen kann. Leider ist der Schauspieler 2006 bei einem Umfall ums Leben gekommen, was einer der Gründe ist, warum „Der Clan der Vampire“ nie eine zweite Staffel bekommen hat.
Um ihn herum reihen sich, wie schon erwähnt, Schauspieler unterschiedlicher Qualität. Manche mimen ihre Rollen entsetzlich hölzern und steif, manche viel zu übertrieben. Verstärkt werden die durchwachsenen schauspielerischen Leistungen noch durch schlechte Dialoge. Die übrigens, wie so oft, in der deutschen Synchro noch einmal ein wenig gruseliger sind. Es werden gerne große Töne gespuckt und kaum ein Ausspruch ist zu pathetisch und melodramatisch. Das lässt leider so manche Szene zum unfreiwilligen Lacher werden.
Die Geschichten der einzelnen Episoden sind nicht besonders einfallsreich, man kennt die Motive und man kennt den Ausgang. Am besten man verschließt auch die Augen vor der kleinen logischen Fehlerchen.
Wenn die Serie mit dem Clansystem zumindest eine ganz gut durchdachte Basis zu haben scheint, liegt das vor allem daran, dass diese Basis nicht eigens für das Format entwickelt wurde. Die Serie basiert nämlich auf dem Rollenspiel „Vampire – The Masquerade“ (das ich trotz kurzer P&P-Karriere niemals gespielt habe, weshalb ich keine Aussagen zur Qualität der Adaption machen kann).
Nun stellt sich natürlich die Frage: Lohnt sich der nostalgische Rückblick in die gute alte Zeit wirklich? Um ehrlich zu sein: Diese Vampire sind zwar erwachen, aber liebeskrank sind auch sie. Nahezu jede der Hauptfiguren durchlebt in dieser Serie ihre eigene – natürlich in der Regel tragische/dramatische – Liebesgeschichte. Tragisch, weil Vampire und Menschen nicht gut miteinander funktionieren und es, wie so oft, auch in dieser Serie den Vampir zu sterblichen Existenzen hinzieht. Viel Stoff also für Wehmut und Drama.
Was für mich nach dem Ansehen bleibt: Es hat Spaß gemacht. Der puren Trashigkeit, aber auch der Nostalgie wegen. Will ich wieder zurück in die gute, alte Zeit? Nein, ganz bestimmt nicht. Heute gibt es intelligentere, einfallsreichere und besser gemachte Serien wie „True Blood“ und „Being Human“, auf die ich keinesfalls verzichten möchte.
Wer die Reise in die Vergangenheit wagen will, dem sei geraten, die Serie im Kontext der Zeit und mit nicht zu hohen Erwartungen zu sehen. Oder aber einfach die Denkleistung herunterzufahren und sich einfach angenehm berieseln zu lassen.
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