der rote salon

The Parasol Protectorate

Autorin: Gail Carriger

Reihenfolge Englisch:
1. Soulless
2. Changeless
3. Blameless (ab 09/2010)
4. Heartless (ab 07/2011)
5. Timeless (ab Winter 2012)

außerdem:
-

Anzahl Bände: derzeit 5 geplant



Gail Carriger: Soulless - The Parasol Protectorate 1

Englische Ausgabe:
Titel: Soulless
Verlag: Orbit
Jahr: 2009
Seiten: 384
ISBN: 0316056634
Verfügbarkeit: normal
Preis: ca. 6,00 €

Inhalt:
Miss Alexia Tarrabotti ist nicht gerade der Star der Londoner High-Society. Dem Erbe ihres verstorbenen italienischen Vaters hat sie es zu verdanken, dass ihre Haut zu dunkel, ihre Nase zu groß und ihr Temperament bei weitem zu hitzig für die eleganten Damen und stilvollen Dandys der viktorianischen Gesellschaft ist. Dabei kennen die noch nicht einmal ihr schockierendstes Geheimnis: Miss Tarrabotti wurde ohne Seele geboren. Damit ist sie der natürliche Gegenpart zu den halbwegs in die Gesellschaft integrierten Vampiren und Werwölfen, die ein Übermaß an Seele zu dem macht, was sie sind. Eine Berührung von Alexia reicht aus, um sie kurzzeitig wieder in Menschen zu verwandeln.
Eines Tages wird Miss Tarabotti bei einer Abendgesellschaft in einem einsamen Salon von einem Vampir angegriffen. In Notwehr erlegt sie den ihr unbekannten Blutsauger mit ihrer versilberten Regenschirmspitze. Dieser Vorfall ruft Lord Maccon auf den Plan, der im Auftrag der Königin bei übernatürlichen Fällen ermittelt. Ähnlich wie Alexia passt auch er nicht ganz in die Gesellschaft: zu laut, zu schottisch und zu sehr Werwolf. Die beiden verbindet zudem eine etwas unglückliche Geschichte (die etwas mit einem Igel und Lord Maccons Hinterteil zu tun hat) und so verwickeln sie sich bald in hitzige Wortgefechte. Doch viel Zeit zum Streiten bleibt nicht, denn es gilt einen Fall zu lösen: In der ganzen Stadt verschwinden Vampire und Werwölfe und dafür tauchen dann völlig fremde an anderer Stelle wieder auf...

Kommentar:
Dieses Buch hat (vampirtechnisch) mein Lesejahr 2009 gerettet. Es ist nicht perfekt, ganz sicher nicht, aber es ist ungewöhnlich und erfrischend und hat mich wieder daran glauben lassen, dass es noch Autoren gibt, die dem Vampirthema tatsächlich noch etwas Neues abgewinnen können. Dabei ist „Neues“ vielleicht sogar fast das falsche Wort. Bis auf die Idee mit der Seelenlosigkeit bedient sich Gail Carriger sehr vieler im Prinzip bekannter Elemente. Aber sie kombiniert diese so originell und charmant, dass mir kein anderes Buch des Genres einfiele, das ich hiermit vergleichen könnte.

„Soulless“ liest sich wie eine Mischung aus Jane Austen und Anne Perrys Inspektor Pitt Krimis in Verbindung mit moderneren Genres wie Urban Fantasy und Steampunk (u.a. gibt es Luftschiffe!). An Jane Austen hat mich die etwas distanzierte Erzählweise (Alexia bleibt fast das ganze Buch über Miss Tarrabotti) und der ironisch-bissige Blick auf die Gesellschaft der Zeit erinnert. Gail Carringer fehlt vielleicht die Feinheit Austens, aber die Atmosphäre stimmt, und extrem amüsant ist es noch dazu. Interessanterweise gelingt es der Autorin auch, trotz einer gewissen Distanz, den Leser in den entscheidenden Momenten auch wieder nahe an die Figuren heranzuführen. So sind die Liebesszenen zwischen Alexia und Lord Maccon relativ intensiv und keineswegs so züchtig und dezent, wie man es aus den Klassikern kennt. Die Romanze an sich ist auch ein wesentlicher (wenn auch nicht alles beherrschender) Teil des Buches. Alexia und Lord Maccon streiten und fetzen sich mit Gusto und sind sich die meiste Zeit auch bewusst, dass sie das nur tun, weil sie beide Spaß daran haben. Teilweise ist dieses Geplänkel auch arg übertrieben. Im Prinzip wissen ja beide längst, dass sie Gefühle füreinander haben. Darüber hinaus sind beide Protagonisten aber so extrem liebenswert in ihrer Eigenwilligkeit, dass man das gerne verzeiht. Das gilt übrigens auch für viele der ungewöhnlichen Nebenfiguren wie Alexias beste Freundin Ivy, die sich durch eine verheerende Vorliebe für geschmacklose Hüte auszeichnet.

Letztlich wäre da noch der Kriminalfall über den ich gar nicht zu viel verraten möchte. Er ist zwar nicht übermäßig ausgeklügelt, aber letztlich doch gut umgesetzt und verhindert, dass die Romanze zu dominierend wird. Alles in allem ist die Geschichte also eine runde Mischung. Carringer spielt gekonnt mit sprachlichen und inhaltlichen Elementen verschiedener Genres und macht daraus einen Roman, der trotz kleiner Schwächen einfach blendend unterhält. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf „Changeless“, den zweiten Band der Serie, der im März erscheint.

Wertung:

rezensiert von Pandora (01/2010)



Gail Carriger: Changeless - The Parasol Protectorate 2

Englische Ausgabe:
Titel: Changeless
Verlag: Orbit
Jahr: 2010
Seiten: 384
ISBN: 0316056634
Verfügbarkeit: normal
Preis: ca. 6,00 €

Inhalt:
Lady Alexia Maccon, ehemals Miss Tarabotti, ist wenig erfreut, als ihr unmöglicher Ehemann, laut und ungeschliffen, wie es sich für einen Werwolf gehört, eines Morgens ohne Ankündigung aus dem gemeinsamen Ehebett verschwindet. Nicht nur, dass er sich nicht die Mühe macht, sie von seiner Abreise nach Schottland in Kenntnis zu setzen, er lässt sie auch mit einem ganzen Regiment Soldaten im Hof zurück.
Doch Lady Maccon hat nur wenig Zeit, mit sich dieser höchst unerfreulichen Situation auseinanderzusetzen. In ganz London verwandeln sich quasi über Nacht Werwölfe und Vampire wieder in Menschen. Als Seelenlose kennt Alexia diesen Effekt sehr gut, sie kann ihn selbst durch Berührung hervorrufen. Doch in diesem Ausmaß ist es auch für sie ein unbekanntes Phänomen. Alexia beginnt mit ihren Nachforschungen und schnell wird klar: Das Phänomen steht in Beziehung zu Lord Maccons Angelegenheiten. Also bleibt Alexia nichts anderes übrig, als ihren Schirm zu ergreifen und sich mit ihrer besten Freundin Ivy und einer exzentrischen Erfinderin an Bord eines Luftschiffes zu begeben, um ihrem entflohenen Ehemann ins unwirtliche Schottland zu folgen.

Kommentar:
Spätestens mit diesem Band ist klar, dass Gail Carriger einen Platz unter meinen Lieblingsautoren einnimmt. Mit so viel Witz, Charme und Stil nimmt sich dieser Tage wohl kaum jemand des Werwolf- und Vampirthemas an. Auch in „Changeless“ durchmischen sich wieder verschiedene Genres, wobei, jetzt wo Alexia verheiratet ist, das Buch weniger Romanze und mehr Krimi ist. Für mich persönlich war das eine Erleichterung, weil ich die Romanze im Band zuvor ein wenig zu dominant fand.
Dafür bekommen, ebenfalls zu meiner großen Freude, die Steampunkelemente in diesem Teil viel mehr Raum, was sicherlich Gail Carrigers persönlicher Begeisterung für dieses Genre geschuldet ist. So gibt es einen neuen Regenschirm für Alexia, mit allerlei technischen Zusatzfunktionen, es wird per Luftschiff gereist und mit ominösen Apparaturen kommuniziert. Und weil diese Dinge nicht von irgendwoher kommen, tritt in diesem Band auch eine exzentrische Erfinderin auf: Die Französin Madame Lefoux, die sich elegant – und schockierend! - in Männerkleidern zeigt und neben einem Hutladen auch noch eine Werkstatt voller abenteuerlicher Erfindungen betreibt, hat mein Herz im Sturm erobert. Zusammen mit all den anderen liebenswerten Figuren aus Band eins, könnte nun alles perfekt sein.Und für lange Zeit war es das auch und ich war völlig verliebt in alles und jeden in diesem Buch. Aber dann kam die zweite Hälfte des Romans und mit ihm die Längen und die Schwächen, was die Konstruktion des Kriminalfalls angeht.
Die die Auflösung von Letzerem ist alles andere als eine Überraschung. Der Täter war schon lange vor Ende zu erahnen und die anderen Details wurden teilweise zu früh enthüllt. So dass die große Bombe, die eigentlich bei so einer Auflösung platzen sollte, einfach verpufft.
Dafür lässt Gail Carriger auf den letzten Seiten eine andere Bombe platzen. Eine, die eigentlich nicht mehr zur Geschichte gehört, sondern bereits den nächsten Band einleitet. Cliffhanger nennt man so etwas wohl, denn kaum ein Leser wird sich am Ende des Buches nicht die Frage gestellt haben: „Und jetzt?“
Ich bin geteilter Meinung über das Ende. Einerseits ist es tatsächlich eine gute Überleitung zur Fortsetzung, die übrigens im September 2010 erscheint, gleichzeitig hätte Gail Carriger diesen Trick eigentlich nicht nötig, sie überzeugt auch sonst genug, um mich und viele andere Leser pünklich zu Band 3 wieder in den Buchladen pilgern zu lassen.
Nichtsdestotrotz: Lesen!

Wertung:

rezensiert von Pandora (05/2010)

Noch mehr Lesestoff:
O.M. Grey: Avalon Revisited
Barbara Hambly: Jagd der Vampire - James Asher 1



Startseite