Inhalt:
Als die Amerikanerin Dixie le Page von ihren Großtanten ein Häuschen in der englischen Provinz erbt, macht sie sich sofort auf den Weg auf die Insel, um ihren neuen Besitz zu begutachten. Doch was sie dort erwartet, übersteigt ihre Vorstellungen: Der machthungrige und skrupellose Sebastian Carleigh ist hinter etwas im Haus ihrer Tanten her und er schreckt vor nichts zurück, um Dixie aus dem Weg zu räumen. Zum Glück ist da noch Christopher Marlowe, ein charmanter und geheimnisvoller Mann, der Dixie nicht nur immer wieder zur Seite steht, sondern auch ganz gegen ihren Willen ihr Herz erobert. Doch auch Christopher hat ein Geheimnis...
|
Kommentar:
Eigentlich hatte ich mir selbst geschworen, keine Vampirliebesromane mehr anzufassen. Ich habe genug getestet, um langsam zu wissen, dass das nicht mein Genre ist. Dieses Buch stand allerdings seit Jahren in meinem Regal, nachdem eine Freundin es mir geschenkt hatte. Im Rahmen einer Jahres-Challenge habe ich es nun doch gelesen/lesen „müssen“.
Meine Begeisterung hielt sich zugegebenermaßen schon im Vorfeld in Grenzen. Ich mag es nicht besonders, wenn aus historischen Persönlichkeiten Vampire gemacht werden. Vor allem dann nicht, wenn die Autoren es nicht beherrschen, diese Figuren glaubhaft zu gestalten. Wenn die Illusion ohnehin nicht funktioniert, warum dann nicht gleich eine rein fiktive Figur? Auch in diesem Fall nimmt man dem vampirischen Protagonisten zu keiner Zeit ab, dass er ein Schriftsteller aus dem 16. Jahrhundert sein soll. Und das nicht nur, weil er sich die meiste Zeit ausdrückt wie ein Halbwüchsiger.
Ich habe ja auch schon viel über andere Titel des Genres gemosert, aber „Unsterbliche Küsse“ übertrifft sie alle. Ich wusste oft nicht, ob ich lachen oder weinen soll, so absurd ist dieses Buch die meiste Zeit.
Das beginnt schon bei der Heldin, die mit dem unglaublichen Namen „Dixie le Page“ gesegnet ist. Wenn Dixie dann voll Naivität durch ihr Abenteuer stolpert, jedem Anschlag der ganz doll fiesen Bösewichte durch Zufall entkommt und ihr bei jedem noch so schlimmen Erlebnis ein irgendwie drolliger entrüsteter Spruch über die Lippen kommt, gibt man es irgendwann auf, sie ernst nehmen zu wollen. Dabei ist Dixie vielleicht noch die vielseitigste Figur des Romans, mit Marlowe ist nämlich außer dem üblichen Jammervampirgehabe die meiste Zeit nicht viel los.
Es funkt auch nie wirklich zwischen den beiden. Irgendwann erfährt man, sie sich unsterblich verliebt haben und die Autorin fährt schweres rhetorisches Geschütz auf: „ Das Blut in ihren Adern brodelte, pochte in den Schläfen und brauste wie eine schäumende Flut gegen einen Damm, der zu brechen drohte“. Selbst wenn ich mir zu diesem Zeitpunkt keine Sorgen um den Gesundheitszustand der Heldin gemacht hätte: Romantisch ist das irgendwie nicht.
Was mir aber irgendwann wirklich den letzten Nerv geraubt hat, ist die Tatsache, dass die Figuren sich alle derartig unlogisch und absurd verhalten, dass man an ihrem Geisteszustand zweifeln möchte. Bösewichte sabotieren ihre Pläne selbst, der Herr Vampir ergeht sich über Minuten in Selbstvorwürfen, ehe ihm wieder einfällt, dass seine Geliebte blutend im Nebenzimmer liegt und Dixie kauft sämtliche Hühnerlebervorräte der Umgebung auf, um sie auszupressen und das Ergebnis dem Vampir vorzusetzen. Warum auch immer.
Übrigens isst Dixie gerne. Warum ich das erwähne? Weil sie das, wenn sie nicht gerade irgendetwas Törichtes anstellt, das ganze Buch über tut. Die Autorin verpasst es nicht, den Leser über jedes Fischgericht, jedes Gebäckteilchen und jede Tasse Tee, die Dixie zu sich nimmt, zu informieren. Irgendwann schleichen sich sogar Essensmetaphern in die Beschreibungen, so stellt Dixie schließlich fest: „Eben erst hatte sie die leichte Schärfe der Brunnenkresse an den Geschmack von Christophers Küssen erinnert. Die weiche Butter fühlte sich an wie seine Haut, wenn sie mit der Zunge darüber strich, und der Tee war so heiß wie seine nächtlichen Berührungen.“
Während ich die erste Häfte des Buches eher noch staunend und kichernd verbracht und dabei fröhlich alle Absurditäten mit kleinen Markerchen versehen und das Buch so in eine Art Kaktus verwandelt habe, musste ich das nach 200 Seiten aufgeben. Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt die Geschichte so gut wie auserzählt, man wusste, was noch kommen musste, die Andeutungen waren ja nicht gerade subtil. Trotzdem braucht die Autorin noch einmal quälende weitere 200 Seiten, um die Sache zum Ende zu bringen. Mittlerweile gingen sie mir alle nur noch auf die Nerven, die doofe Dixie, der dröge Marlowe und die tollpatschigen fürchterlich fiesen Fieslinge.
Ich glaube, selbst den meisten Genrefans wird dieser Roman nicht übermäßig viel Spaß machen. Die meiste Zeit ist er ziemlich naiv und brav, vor allem wenn man ihn mit Bestsellern wie „Black Dagger“ vergleicht. Erotische Szenen gibt es durchaus, allerdings wird hier, sobald es unter die Gürtellinie geht, ausgeblendet, was vielleicht manche Leserin enttäuschen könnte. Zudem taugt Marlowe nicht wirklich zum starken Alphamännchen, dafür ist er etwas zu lieb und zu leidend.
Auch sprachlich macht „Unsterbliche Küsse“ einen ziemlich altbackenen Eindruck. Was natürlich zum Teil an der Übersetzung liegen kann.
Ein Buch für Leserinnen, die ihren Kitsch gerne ein wenig altmodischer haben und sich nicht an vielen Klischees, Oberflächlichkeit und kaum vorhandener Logik stören.
|